Freundeskreis des Mineralogischen Museums Marburg e.V.

2014






Zweitagesexkursion des Freundeskreises nach Idar-Oberstein

Exkursionsbericht von Volker Duda & Udo Becker

6.7.2014 bis 7.7.2014 Anfang September 2014 war das Wetter recht unbeständig und so war die Stimmung der Teilnehmer an der Exkursion am Morgen des 6.9.2014 am Georg Gassmann Stadion auch eher etwas getrübt. Egal aus welchen Quellen die diversen Wettervorhersagen eingeholt worden waren, man musste mit dem Schlimmsten rechnen. Während der Fahrt klarte dann aber allen Voraussagungen zum Trotz der Himmel und somit auch die Minen der Reisenden auf. Noch ahnte niemand, dass nicht nur die gute Laune, sondern auch das gute Wetter das ganze Wochenende über halten sollte.

Die Erwartungen auf die Sammelausbeute im ersten Exkursionsziel, dem Steinbruch Juchem, waren ebenfalls ambivalent. Wem wäre nicht schon einmal bei einem Museumsbesuch oder auf einer Mineralienbörse eine bewundernswerte Stufe von dieser Fundstelle aufgefallen? Und nicht zuletzt hatten die für die Exkursionsteilnehmer zur Verfügung gestellten Unterlagen noch einmal ausführlich über Amethyst-, Rauchquarz-, und Calcitdrusen etc. informiert. Allerdings konnte man dort auch einschränkend lesen, dass die Fundmöglichkeiten von der Abbausituation abhängig seien. Aber wer erst einmal der Mineraliensuche verfallen ist, der weiß, dass man schöne Funde der Natur nicht abverlangen kann, sondern eher abtrotzen muss.

Blick von der Geracher Wasserschleife auf den Steinbruch Juchem

Blick von der Geracher Wasserschleife auf den Steinbruch Juchem (Foto: Volker Duda)

Anmarsch vorbei an atemberaubender Kulisse

Anmarsch vorbei an atemberaubender Kulisse (Foto: Volker Duda)

Im Steinbruch Juchem in Niederwörresbach angekommen war es allerdings etwas ganz anderes, was den Mitreisenden Geduld abverlangte, denn zunächst musste der Busfahrer all seine Kunst aufbieten, um den Bus “warum auch immer“ rückwärts einzuparken.

Vom Parkplatz aus hatte man bereits einen guten Blick auf das durch die jahrzehntelange Abbautätigkeit geprägte Landschaftsbild an dieser Stelle des Fischbachtales.

Helmausgabe, Sicherheitsbelehrung und dann konnte es losgehen. Los gehen war das Stichwort, denn während der Security-Mann uns vorausfuhr, durften wir die Höhen des Steinbruches zu Fuß erklimmen. Obwohl, da wäre der Bus auch noch hochgekommen und hätte zudem besser wenden können. Aber egal, Wetter und Stimmung waren gut und der Steinbruch imposant. Vor Ort wurde uns nochmals eingeschärft, von den Steinbruchwänden weg zu bleiben. Dafür wurde uns aber eine recht große Halde zum Suchen freigegeben. Auch wenn den meisten relativ schnell klar wurde, dass die Abbausituation uns eher mit wenig drusenhöffigem Material konfrontierte, waren doch alle mit Eifer dabei, denn endlich war mal ausreichend Zeit, um sich auszutoben. Und so wurde die Gelegenheit genutzt, um sich einen Block nach dem anderen vorzunehmen und zu bearbeiten. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass einige zunächst vielleicht eher unscheinbare Fundstücke erst nach entsprechender Nachbearbeitung in Form von Schneiden und Polieren ihre Schönheit offenbarten und ihre Mitnahme mehr als rechtfertigten.

Helm auf! – Sicherheit geht vor

Helm auf! – Sicherheit geht vor (Foto: Udo Becker)

Blick von der Halde auf das Werksgelände der Firma Juchem und ins Fischbachtal

Blick von der Halde auf das Werksgelände der Firma Juchem und ins Fischbachtal (Foto: Udo Becker)

Steineklopfen macht Durst…

Steineklopfen macht Durst… (Foto: Udo Becker)

Achatmandel

Achatmandel (Nachbearbeitung und Foto: Udo Becker)

blasenreicher Melaphyr mit Blasenfüllung aus Calcit, Quarz und Delessit

blasenreicher Melaphyr mit Blasenfüllung aus Calcit, Quarz und Delessit (Nachbearbeitung und Foto: Udo Becker)

Nach und nach fanden sich dann aber alle am Eingang des Bruches in der von der Firma Juchem restaurierten Geracher Wasserschleife ein und füllten den durch das schweißtreibende Steineklopfen verursachten Flüssigkeitsverlust mit kühlen Getränken wieder auf. Zudem bot sich dort, wo bis 1956 noch Edelsteine geschliffen worden waren, die Gelegenheit, ansehnliche Belegstücke aus dem Bruch für einen fairen Preis zu erstehen. Nach ausreichender Erholung brachte uns der Bus nach Idar mineralogisch „standesgemäß“ zum Hotel Opal, das zusammen mit der Deutschen Edelsteinbörse im größten ortsständigen Hochhaus untergebracht ist. Der Abend klang dann in geselliger Runde in Italien aus – kulinarisch gesehen.

Am nächsten Morgen ging es nach ausgiebigem Frühstück in luftiger Höhe über Idar vom Hotel aus quasi nur über die Straße zum Deutschen Edelstein Museum. Dort konnten die Teilnehmer auf der Gedenktafel zu Ehren der Gründer der Stiftung Deutsches Edelsteinmuseum auch die ihnen nicht ganz unbekannten Namen Reinhard Balzer und Christopher Thomas entdecken. Die Museumsleiterin Frau Fuhr gab sich dann die Ehre, uns eine – nach ihren eigenen Aussagen – ganz individuelle Führung zukommen zu lassen. Angefangen mit typischen, aber auch originellen Funden aus der Umgebung von Idar-Oberstein ging es quasi durch die ganze Welt der Edelsteine bis hin zur Museumsmaus.

Gruppenfoto vor dem Deutschen Edelsteinmuseum

Gruppenfoto vor dem Deutschen Edelsteinmuseum

Frau Fuhr (Dritte von links) führt durch ihr Museum

Frau Fuhr (Dritte von links) führt durch ihr Museum (Foto: Udo Becker)

Kleeblatt, aber kein Fossil, sondern Laune der Natur

Kleeblatt, aber kein Fossil, sondern Laune der Natur (Foto: Volker Duda)

auch ohne viel Fantasie: Die Ente

auch ohne viel Fantasie: Die Ente (Foto: Volker Duda)

Amethystdruse

Amethystdruse (Foto: Volker Duda)

Quarzdruse mit großem Calcitkristall im Innern

Quarzdruse mit großem Calcitkristall im Innern (Foto: Volker Duda)

Die Museumsmaus – offizielles Maskottchen

Die Museumsmaus – offizielles Maskottchen (Foto: Volker Duda)

Von funkelnden Eindrücken gesättigt ging es mittags weiter auf der Deutschen Edelsteinstraße durchs Hunsrück-Nahe Land nach Herrstein. Als der Bus am Fuß des Ortes hielt, konnte keiner ahnen, wie sinnvoll es nach dem ausgiebigen Frühstück war, hier einen kleinen Verdauungsgang in Richtung der historischen Zehntscheune zu unternehmen. Hatte uns der liebevoll in Stand gehaltene Ortskern schon durch sein mittelalterliches Flair begeistert, so war auch das in einem ebenso alten Gebäude untergebrachte Restaurant absolut sehenswert. An einem langen Tisch fand die gesamte Truppe Platz und wurde nach dem geschilderten Augenschmaus auch noch mit einem nicht minder tollen Gaumenschmaus verwöhnt. Hatte man dem Programm lediglich den kurzen Hinweis „regionale Gerichte“ entnehmen können, so wurden jetzt durch den Einsatz vieler fleißiger Hände alle erdenkbaren Köstlichkeiten aufgetafelt, die die Region zu bieten hatte. Nach solch genüsslicher Völlerei war keiner traurig, dass der Rückweg zum Bus nur noch bergab ging…

Während sich die einen freuten, dass sie nun gefahren wurden, stockte so manchem dann doch gelegentlich der Atem, wenn der Busfahrer mal wieder mit der Größe seines Gefährtes und dem kurvenreichen Verlauf der Hunsrück-Straßen zu kämpfen hatte. So war auch wirklich niemand traurig, dass beim Ansteuern des Schieferbergwerkes Herrenberg bei Bundenbach nicht der Parkplatz für Gehbehinderte, sondern schon einer davor angesteuert wurde und man wieder festen Boden unter den eigenen Füßen hatte. Im dem stillgelegten und für Besucher hergerichteten Bergwerk war unter Tage Dachschiefer abgebaut worden.

Dachschieferbergbau unter Tage – beeindruckend

Dachschieferbergbau unter Tage – beeindruckend (Foto: Udo Becker)

400 Millionen Jahre alter Seestern – als wäre er gestern im Schlick versunken

400 Millionen Jahre alter Seestern (Foto: Udo Becker)

Weltweite Bekanntheit hatte der Bundenbacher Schiefer allerdings nicht durch diesen Verwendungszweck, sondern durch die beim Abbau gefundenen ausgezeichnet erhaltenen ca. 400 Millionen Jahre alten Fossilien aus dem Devon erlangt. Wenngleich uns auch eine junge dynamische „Führungskraft“ behände durch die Grube geleitete, so wurde doch schnell klar, dass auch hier den Bergleuten das Brotverdienen nicht leicht gemacht worden war.

Dem Bergwerk angegliedert war noch eine kleine Ausstellung, in der nicht nur Werkzeuge, sondern auch einige der vor Ort gefundenen Fossilien in Ruhe beäugt werden konnten. Beeindruckt vom Gesehenen konnten es sich die jugendlichen Exkursionsteilnehmer nicht verkneifen, ein paar Schieferplatten vom Wegesrand zum Bus zu schleppen für die Nacharbeit daheim.

Die Rückreise verlief in entspannter Atmosphäre und alle Teilnehmer zollten Udo Becker vom Freundeskreis als dem Organisator dieser im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvollen Exkursion gebührend Anerkennung und Dank.

Bedeutende Turmalinsammlung bereichert das Museum.

11.6.2014 Ingrid und Reinhard Balzer haben ihre bisher private Sammlung von Turmalinen in die Ingrid und Reinhard Balzer Stiftung eingebracht und dem Marburger Mineralogischen Museum zur Verfügung gestellt. Die Sammlung, die in mehr als 30 Jahren zusammengetragen wurde, umfasst ca 200 Stücke aus allen bedeutenden Fundstellen der Erde. Für die optimale Präsentation konnten drei neue Vitrinen angeschafft werden, die aus Spendengeldern der lokalen Volksbanken, der Sparkasse und natürlich auch aus Mitteln des Freundeskreises finanziert wurden.

Turmalinsammlung Ingrid und Reinhard Balzer Stiftung

Einzelobjekte Foto: Udo Becker

Prof. Masberg, Leiter des Museums, führt in die Sammlung ein.

Prof. Masberg, Leiter des Museums,
führt in die Sammlung ein.
Foto: Udo Becker

In einer Feier, zu der die Stifter u.a. die Mitglieder des Stiftungsrates, Vertreter der Universität und der Stadt Marburg, die Sponsoren und natürlich alle Mitglieder des Freundeskreises eingeladen hatten, wurde die neue Sammlung erstmalig vorgestellt. Den Besuchern präsentiert sich nun „eine neue Fundstelle für Turmaline in Deutschland“, wie es Prof. Masberg der Leiter des Museums formulierte.

Der spannende Moment der Enthüllung der Vitrinen

Der spannende Moment der Enthüllung der Vitrinen
Foto: Udo Becker

Das Staunen der Besucher

Das Staunen der Besucher
Foto: Udo Becker

Im hinteren Teil des ersten Saales „unseres“ Museums stehen jetzt als Highlight die drei Vitrinen mit erstklassiger Beleuchtung und sorgfältiger Auswahl und Anordnung der Exponate. Die prächtigen Farben der Turmaline unterstreichen noch diese Augenweide.
Wie immer bei solchen Anlässen, war auch die „Keller-Bar“ geöffnet, die die Besucher mit feinen Weinen und anderen Getränken verwöhnten.

pdf-icon_48px Funkelnde Schönheiten

Artikel im Hinterländer Anzeiger vom 21.August 2014 (2.215 KB)

Vortrag von Herrn Berthold Ottens

am Mittwoch, den 14. Mai 2014 im Großen Hörsaal der Geografie zum Thema: Mineralien aus China

Berthold Ottens, Jahrgang 1942, befasste sich seit früher Jugend mit Mineralien und avncierte im Laufe seines Lebens zu einem auch international ausgewiesenen Kenner insbesondere der Mineralien Indiens und in den letzten Jahren auch Chinas. Unzählige Male hat er nicht nur Land und Leute besucht, sondern sich auch mit der Kultur der fremden Völker, deren eigenen Bezug zu Mineralien und vor allem ihren bergbaulichen Aktivitäten beschäftigt.

Ottens hat dabei seine Erfahrungen und Erlebnisse stets in Büchern und Zeitschriften der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Seine schriftstellerische Tätigkeit brachte ihm u.a. 2006 zusammen mit Guanghua Liu den Tucson Award „Best Article 2005“ ein, eine Auszeichnung der „Friends of Mineralogy“ für eine Sammlung von Beiträgen über chinesische Mineralfundstellen, erschienen 2005 in der China-Ausgabe des „Mineralogical Record“ (Vol. 36, 1: 4-80).

Foto: Udo Becker

Zudem ist Berthold Ottens einer der wenigen lebenden Menschen, nach dem ein von der IMA (International Mineralogical Association) offiziell anerkanntes Mineral benannt wurde (Juni 2006). Das „Ottensit“ ist ein Oxysulfosalz mit der Formel Na3(Sb2O3)3(SbS3)•3H2O und bislang weltweit nur von der Dachang Mine bekannt (chinesische Antimonlagerstätte, Provinz Guizhou, Bezirk Qianxinan, Kreis Qinglong).

In seinem Vortrag nahm uns Berthold Ottens mit in die unterschiedlichsten Gegenden Chinas. Per Flugzeug, Bahn, PKW, Pferd und zu Fuß führte er uns in die entlegensten Ecken dieses fremden Landes, zu den Menschen, die dort unter zum Teil abenteuerlichsten Anstrengungen der Erde ihre Schätze abtrotzen. Man wurde nicht müde, dem rüstigen 72-jährigen Ottens in atemberaubende Höhen zu folgen in gespannter Erwartung der schönsten Minerale und Paragenesen. Schlecht bewetterte Bergwerke, zu enge Gummistiefel, primitive Unterkünfte weitab der Zivilisation und doch lauschten wir gespannt und am liebsten hätten wir Zugabe gerufen, als nach anderthalb Stunden der Vortrag leider schon zu Ende war.

Berthold Ottens hat uns aber nicht nur China mit seinen Mineralien näher gebracht, sondern uns auch klar gemacht, dass sich im fernen China in rasanter Schnelligkeit neben der traditionellen Vorliebe für ausgefallen geformte Steine ein Interesse für Mineralien entwickelt hat, das jetzt bereits weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus gegangen ist. Es ist also in Zukunft ein in jeglicher Hinsicht und Richtung intensivierter Austausch zu erwarten.

Literatur:

Ottens B: China – Mineralien, Fundstellen, Lagerstätten. Christian Weise Verlag 2008

Origlieri MJ, Laetsch TA, Downs RT: A note on the paragenesis of ottensite. Mineralogical Record 2007; 38: 83-84

Sejkora J, Hyrsl J: Ottensite, a new mineral from Qinglong, Guizhou Province, China. Mineralogical Record 2007; 38: 77-81