Freundeskreis des Mineralogischen Museums Marburg e.V.

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Kann man professionellen Mineralienbildern noch trauen?

(Text: V. Duda, M. Koch, R.G. Merker)

„Im Auge des Betrachters liegen – Augenzeuge sein – sich persönlich überzeugen – von Angesicht zu Angesicht – in Augenschein nehmen – kommt auf den Blickwinkel an – Ansichtssache sein – etwas selbst gesehen haben – beeindruckt sein – den eigenen Augen trauen“

Die deutsche Sprache nimmt immer wieder Bezug auf das persönliche Sehen und die Tatsache, dass Gesehenes nicht unbedingt von anderen Menschen genauso nachempfunden werden kann oder muss. Besondere Aktualität gewinnt die Thematik, ob man Bildern noch trauen kann, durch die Diskussionen über Deep Learning bzw. Deep Fakes auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI). Hierbei, aber auch generell in der Werbung, wird berücksichtigt, dass schon Farben von sich aus bestimmte Emotionen beim Menschen auslösen können. Das wissen wir nicht erst seit Goethe, der 1810 in seiner Farbenlehre mit dem Farbenkreis die Verbindung von Farben mit dem menschlichen Gefühls- und Seelenleben in Verbindung brachte.

Am 19. Februar 2025 hielt Robert Gerhard Merker im Großen Hörsaal der Geographie einen Vortrag zum Thema „Kann man professionellen Mineralienbildern noch trauen?“.

Seiner Erfahrung nach erfuhr das schöne Hobby des Mineraliensammelns in den letzten Jahren einen interessanten Wandel und dabei eine zunehmende „Ästhetisierung“. Wo früher einfach naturbegeisterte Hobby-Mineralogen mit Interesse an Geowissenschaften am Wirken waren, seien es heute zunehmend Händler und Sammler ohne diesen Hintergrund, die auf der Jagd nach dem hochpreisigen „Masterpiece“ sind. Dabei würden auch alle Register der digital-virtuellen optischen „Aufbesserung“ der Mineral-Stufen gezogen, die uns im Internet und auf den Hochglanzfotos der Mineralienmagazine begegnen und zum Staunen bzw. Kaufen anregen sollen. Der Vortragende, seit fast 60 Jahren Mineraliensammler, zeigte am praktischen Beispiel von Mineralien aus der eigenen Sammlung Bilder, die mit verschiedenen Fototechniken gemacht wurden und stellte sie zum Teil den zugehörigen Originalstufen gegenüber.

Vortrag R.G. Merker

Vortrag R.G. Merker (Foto: M. Koch)

Die Idee zu dem Vortrag entsprang aus den Erfahrungen mit der Arbeit an einem Artikel für die Zeitschrift Lapis, der im Heft 49/6, im November/Dezember 2024 unter dem Titel „EFS Niederschlag: Neuer Fluoritbergbau im Sächsischen Erzgebirge“ von Olaf Martin und Jürgen Ingendahl veröffentlicht wurde. Für diese Publikation wurde eine ganze Reihe von Stücken aus der Sammlung Merker abfotografiert.

Anhand der Ausführungen konnten im Vortrag einige wesentliche Punkte aufgezeigt werden, die für einen unterschiedlichen Bildeindruck beim Betrachter sorgen. Grundsätzlich ist dabei zunächst einmal zu hinterfragen, was eigentlich demonstriert werden soll: die Auffindesituation oder ein Status nach entsprechenden Bearbeitungen? Unterschiedliche Szenarien sind vorstellbar, angefangen von der Fundstelle an sich über die Bergung und die Situation nach grober Reinigung bis hin zum Ergebnis nach physikalischen oder chemischen Maßnahmen zum Herausarbeiten bestimmter Strukturen, ganz abgesehen von Reparaturen. Aber nicht nur das Entfernen als störend empfundener Anhaftungen oder Überzüge kann beobachtet werden. Manche Mineralien profitieren davon, wenn man sie vor der Fotodokumentation befeuchtet. Und jeder entsprechend interessierte Börsenbesucher hat sicher auch schon mal eingeölte Fluoritstufen gesehen.

Auf der einen Seite kann es interessant sein, verschiedene Wachstumsphasen von Kristallen zu zeigen, wie z.B. bei den sogenannten Augenfluoriten. Andererseits können aber auch in der Kristallgenese aufgetretene Brüche, die später auf natürliche Weise wieder verheilt sind, im Bild als störend empfunden werden.

Zudem haben sowohl Menschen als auch Mineralstufen beim Fotografieren nicht selten eine „Schokoladenseite“. Dem gegenüber steht das Bemühen, eine gewisse Allansichtigkeit abzubilden, gerade wenn eine Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln zusätzliche Eindrücke vermittelt. Eine wesentliche Rolle spielt natürlich auch der Hintergrund, vor dem eine Stufe präsentiert wird. Dabei kann es probat sein, helle Stufen vor einem dunklen und dunkle Stufen vor hellem Hintergrund in Szene zu setzen. Gelegentlich muss man da aber auch sehr flexibel sein bzw. ausprobieren, was je nach Beleuchtung und Kontrast besser passt.

Werden z.B. Statuen gerne auf eine Plinthe oder einen Sockel gesetzt, so werden bei der Präsentation von Mineralstufen solche Elemente in der Regel aus den Bildern entfernt. Dafür sieht man immer wieder Schatteneffekte, die den Eindruck erwecken, dass die Stufen sich an einem Untergrund spiegeln würden.

Dass Unschärfen bei der Abbildung von Mineralstufen zu vermeiden sind, erscheint selbstverständlich. Gelegentlich ist es aber gerade bei drusenartigen Vertiefungen problematisch, eine entsprechende Schärfe in allen Bereichen zu erzielen. Um hier Besonderheiten hervorzuheben, kann es dabei vielleicht sogar gewollt sein, die Umgebung etwas unschärfer zu halten.

Für die Mineralienfotografie lässt sich sagen, dass die Kombination unterschiedlichster Techniken und Methoden zu einem (subjektiv) perfekten Bild führen kann – selbst ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder anderen digitalen Hilfsmitteln. Je nach Fragestellung sowie dem individuellen Vorgehen und „Auge“ des Fotografierenden, so zeigte es uns R.G. Merker, können selbst von einer einzigen Mineralstufe die unterschiedlichsten und vielfältigsten Aufnahmen entstehen.

Am Ende bleibt klar, dass die Wahrnehmung bei vielen der geschilderten Aspekte doch sehr individuell bleibt. Im entscheidenden Moment muss dann doch jeder sich sein eigenes Bild machen. Daher können Abbildungen von Mineralien noch so schön sein und doch nicht allumfänglich die persönliche Betrachtung beispielsweise in einem Museum ersetzen.

Minerale – Schätze der Erde zu Gast im Landgrafenschloss

(Text: V. Duda)

Minerale zu Gast im Landgrafenschloss (Foto: M. Koch)

(Foto: M. Koch)

Seit dem 08.09.2024 ist die mineralogische Ausstellung im Waldecker Saal des Marburger Schlosses täglich außer montags von 10-16 Uhr (im Sommer bis 18 Uhr) geöffnet.

Neben dem Eingang zum Waldecker Saal ist der Shop des Mineralogischen Museums donnerstags und freitags sowie jeden 1. und 3. Sonntag des Monats ab 10 Uhr bis etwa eine Stunde vor Ende der Öffnungszeiten des Schlosses geöffnet.

Eintrittspreise: 3 €, um nur den Waldecker Saal zu besuchen, oder 8 €, wenn auch die Ausstellungen im Rest des Landgrafenschlosses besucht werden sollen. Studierende der Universität Marburg sowie Personen unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Parkmöglichkeiten: Im Gisonenweg sind ausreichend Parkplätze zu finden. Von dort sind es nur wenige Meter zu Fuß bis zum Schloss.